Raum 6

Goethezimmer

„Bald schwoll der Sturm im Gegenwinde, bald wechselten abprallende Windstöße niederstürzend mit wütendem Sausen. Eine Welle nach der anderen schlug über den Kahn, wir fühlten uns durchnässt; die Not schien immer größer, je länger sie dauerte. Und so wurden wir im Stockfinstern lange hin und her geworfen, bis sich endlich in der Ferne ein Licht und damit auch Hoffnung auftat …“

Dramatischere Worte hätte Johann Wolfgang von Goethe kaum finden können, als er Jahrzehnte später seine tollkühne Moselfahrt vom 1. November 1792 beschrieb. Aber es war auch keineswegs eine seiner vielen Bildungsreisen, die Goethe in die Moselregion führte; vielmehr hatte der Dichter, „um das Kanonenfieber am eigenen Leibe zu erfahren“, wie er es selbst formulierte, an der „Kampagne in Frankreich“ teilgenommen, mit der die preußische Armee im so genannten ersten Koalitionskrieg den Spuk der französischen Revolution von 1789 gewaltsam beenden wollte.

Doch der Feldzug endete in einem Desaster: Fast ein Drittel der 60.000 Mann starken Armee starb beim Rückzug an Seuchen und Entkräftung. Bei aller Lebensgefahr, deren sich Goethe während seiner abenteuerlichen Flucht im Ruderboot aussetzte – gemessen am traurigen Schicksal der einfachen Soldaten reiste der Dichterfürst vergleichsweise bequem von Trier nach Koblenz.

Das Licht, das sich ihm dabei so hoffnungsvoll in der Ferne auftat, kam aus Trarbach, wo man kurz darauf anlandete und bei dem reichen Kaufmann Ludwig Böcking freundliche Aufnahme fand. An die vier englischen Kunstblätter im „Goetheschrank“ erinnerte sich der Dichterfürst noch 30 Jahre später. Das Bild links neben dem Schrank zeigt Ludwig Böcking auf dem Totenbett.