Barockvilla Böcking

Die Barockvilla Böcking wurde um 1750 von dem reichen Trarbacher Kaufmann Johann Adolf Böcking (1695-1770) angeblich nach Plänen des zweibrückischen Architekten und Schwiegersohnes des Bauherrn, Oberbaurat Christian Ludwig Hauth (1726-1806), im Stil des Trierer Barock errichtet und diente bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts hinein sechs aufeinanderfolgenden Generationen der Familie als repräsentatives Domizil. Die Böckings, dessen Gründervater unter anderem das Amt eines Landeskassierers der Herzöge von Zweibrücken wahrnahm, knüpften durch eine geschickte Heiratspolitik vielfältige familiäre Verbindungen, so dass zu ihrem späterem Verwandtschaftskreis unter anderem die Kaufmannsfamilien von Scheibler (Monschau), Hölterhoff (Bad Honnef) und Karcher (Saarbrücken) wie auch die Industriellen-Dynastien Krupp (Essen) und Stumm (Saarland) zählten. Selbst das Grundkapital des heute noch bestehenden und international tätigen Unternehmens „Villeroy & Boch“ im saarländischen Mettlach stammte zu einem nicht geringem Teil aus einer Mitgift einer Enkelin des Hauserbauers.

Der Bedeutung der Familie Böcking entsprach durchaus der Rang der Besucher ihres Trarbacher Stammhauses: Neben Johann Wolfgang Goethe, der auf dem Rückweg vom Kriegsschauplatz der „Kampagne in Frankreich“ im November 1792 nach einer abenteuerlichen Bootsfahrt auf der stürmischen Mosel bei Ludwig Böcking – ebenfalls einem Enkel des Hauserbauers – freundliche Aufnahme fand, nahm dort im Jahre 1837 auch der preußische Kronprinz und spätere König Friedrich-Wilhem IV. Quartier, dessen Gastgeschenk – eine vergoldete Prunkvase von KPM – noch heute zu den besonderen Exponaten des Hauses zählt.

Darüber hinaus weilte im Jahre 1902 ebenfalls der französische Dichter und Jugendfreund Picassos, Guillome Apollinaire, der zwei Jahre lang als Hauslehrer bei einer Verwandten der Böckings in Bad Honnef tätig war, in Begleitung seiner Gast- und Auftraggeberin in dem geschichtsträchtigen Gebäude.

Bevor dieses 1963 von der Stadt Traben-Trarbach als neues Domizil für das Mittelmosel-Museum aus dem Familienbesitz erworben wurde, hatte es zuvor bereits über einige Jahrzehnte hinweg als Mietshaus gedient, wobei in den beiden Wohnetagen des Hauses jeweils zwei Mietpartien untergebracht waren.

Mittelmosel-Museum

Die Geschichte des Mittelmosel-Museums in Traben-Trarbach ist untrennbar mit dem Leben und Wirken des Heimatforschers Dr. Ernst Willen Spies (1898-1975) verbunden. Spies, der einer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Russland tätigen deutschen Kaufmannsfamilie entstammte, die sich kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges in der Doppelstadt niederließ, widmete sein ganzes Leben der Erforschung und Bewahrung der Heimatgeschichte, deren Zeugnisse er schon frühzeitig zu sammeln begann. Bereits 1928 konnte Spies mit Unterstützung zahlreicher privater Leihgeber im Saal des Trabener Rathauses eine erste historische Ausstellung einrichten, die daraufhin zehn Jahre lang als provisorisches Museum diente. Nachdem sich diese Räumlichkeiten schon bald als zu klein erwiesen hatten, wurde 1937 hierzu ein eigenes Gebäude – das so genannte „Kommandantenhaus“ am Trabener Moselufer – erworben und daraufhin mit Unterstützung des Landkreises Zell (zu dem Traben-Trarbach damals noch gehörte) als künftiges Kreisheimatmuseum ausgebaut. Der anstehenden Eröffnung des neuen Museums kam im September 1939 jedoch der Ausbruch des 2. Weltkrieges zuvor, an dem Spies vom ersten Tag an als Soldat teilzunehmen gezwungen war. Erst nach seiner Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft konnte er 1946 mit der Beseitigung der Kriegsschäden am Museumsgebäude und der Museumssammlung beginnen und das Museum 1948 zunächst provisorisch der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Nachdem 1951 endlich der reguläre Museumsbetrieb aufgenommen worden war, ergab sich für das Museum, dessen Bestände Dank des unermüdlichen Sammeleifers von Spies auch weiterhin stetig angewachsen waren, bereits wenige Jahre später die Gelegenheit zu einem erneuten Umzug in das ebenso stattliche wie geschichtsträchtige Stammhaus der Trarbacher Kaufmannsfamilie Böcking auf der anderen Moselseite. Bereits 1955, noch bevor überhaupt die Verhandlungen zum Kauf des Gebäudes durch die Stadt Traben-Trarbach abgeschlossen (und noch bevor überhaupt alle Mieter ausgezogen) waren, wurden daraufhin im zunächst behelfsmäßig hergerichteteten Dachgeschoss erste Teile der Sammlung ausgestellt, so dass sich der Museumsbetrieb in den Folgejahren auf zwei Standorte verteilte. Erst 1969, nach Abschluss einer zweijährigen grundlegenden Renovierung des Gebäudes, konnte das Mittelmosel-Museum in seinem nunmehrigen dritten Domizil endgültig seine Pforten öffnen.

Mit dem plötzlichen Unfalltod des zwischenzeitlich 77-jährigen Museumsgründers im Dezember 1975 begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Mittelmosel-Museum, das nunmehr seit Februar 2001 von dem im Traben-Trarbacher Stadtteil Wolf gebürtigen heimischen Historiker Dr. Christof Krieger geleitet wird.