Raum 14

Musiksalon

Der Musiksalon – oder „obere Saal“, wie er in alten Familiendokumenten bezeichnet wird – war seit jeher der Repräsentationsraum der Barockvilla Böcking. Ursprünglich mit einer handbemalten Papiertapete geschmückt, erhielt er seine heutige Ausstattung wohl nach der Hochzeit des Enkels des Hauserbauers Ludwig Böcking im Jahre 1788.

Beherrscht wird der Raum von einer kostbaren Landschaftstapete, die wahrscheinlich in einer Frankfurter Manufaktur nach Motiven des Gedichts „der Frühling“ des Dichters Ewald Christian von Kleist von mehreren unbekannten Künstlern mit Ölfarben auf Leinwand gemalt wurde. Dargestellt ist eine romantisch idealisierte Phantasielandschaft, in die lediglich ausgewählte Szenerien des Gedichts komponiert wurden.

Auch die beiden aufwändig geschnitzten Konsoltische und Wandspiegel entstammen – ebenso wie die drei Stühle und das Kanapee an der linken Raumseite – der originalen Raumausstattung im Zuge der Umgestaltung des Salons im Stil des späten Louis Seize.

Es ist durchaus anzunehmen, dass Johann Wolfgang von Goethe, als er wenige Jahre später nach seiner abenteuerlichen Sturmfahrt auf der Mosel am zweiten November 1792 freundliche Aufnahme in dem Hause fand, in diesem erst kurz zuvor kostspielig renovierten Salon empfangen und bewirtet wurde.

Der im Zentrum des Raumes ausgestellte, 1811 von Anna Maria („Nannette“) Streicher (1769-1833) gefertigte Hammerflügel ist eines der kostbarsten Exponate des Mittelmosel-Museums. Nicht allein, dass die in Augsburg gebürtige Klavierbauerin später als einzige Frau unter 180 Kollegen in Wien eine eigene Werkstatt betrieb. Als Tochter von Johann Andreas Stein (1728-1792), der als wesentlicher Erfinder der „deutschen Mechanik“ den Klavierbau revolutionierte, zählen ihre Instrumente zu den innovativsten und besten ihrer Zeit.

Die wenigen bis heute erhaltenen „Streicherflügel“ finden sich zumeist in den großen Museen der Welt. So steht etwa der einzige ebenfalls aus dem Jahre 1811 stammende Hammerflügel im „Ger-manischen Nationalmuseum“ in Nürnberg. Auch im Goethehaus in Weimar findet sich im dortigen „Junozimmer“ ein – wenngleich auch zehn Jahre jüngeres – Instrument aus der Werkstatt von Nannette Streicher.

Diese war zudem zeitlebens eng mit Ludwig van Beethoven befreundet, mit dem sie nicht nur einen regen Briefkontakt hielt, sondern auch Klaviere für ihn fertigte. So ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass der berühmte Komponist (einer seiner Urgroßväter mütterlicherseits stammt übrigens aus dem Trabener Ortsteil Rißbach!) bei einem Besuch Nannettes auch einmal persönlich diesen Flügel gesehen und möglicherweise sogar auf ihm gespielt hat…

Nachdem der Flügel durch die großzügige Spende einer Gönnerin 1989 wieder spielbar gemacht worden war, konnten 2011 aus Anlass seines 200. Geburtstags die ursprüngliche Schellackpolitur wie auch die originalen Lederhämmer wiederhergestellt werden, so dass sich das Instrument heute optisch und akustisch weitgehend im Originalzustand befindet. Es wird noch regelmäßig für Konzerte genutzt.

Weiteres besonderes Exponat des Musiksalon ist eine Lyragitarre von 1810. Dieses seltene und ausgesprochen hochwertig gearbeitete Instrument stammt aus der Werkstatt des berühmten italienischen Gitarrenbauers Gaetano Vinaccia in Neapel.